Meine Geschichte
Es war einmal...
... ein wunderschöner sonniger Tag. Mein Mann und ich hatten Urlaub und waren in diesem tollen 4-Sterne Hotel. Die Kinder waren betreut und wir hatten uns einen Tag im Private SPA gegönnt. Da lagen wir nackt auf dem Bett auf die verschneiten Berge blickend, die Sauna optimal geheizt, der Whirlpool war am sprudeln, sowie der Sekt. Frisches Obst lud zum genießen ein, ein Traum.
Ich müsste doch so glücklich sein. Besser wird's doch nicht im Leben. Ich habe alles was ich mir gewünscht habe. Dieser tolle Mann an meiner Seite, er ist charismatisch, humorvoll, erfolgreich und der tollste Liebhaber den ich mir vorstellen könnte. Ich habe 2 wunderbare, gesunde Kinder, eine erfolgreiche Kariere, nichts, absolut nichts, fehlt mir.
Oder?
Was fehlt mir denn? Warum bin ich denn nicht glücklich? Nicht nur, dass ich nicht glücklich bin, diese dunkle Wolke verfolgt mich überall hin. Wie kann ich nur so undankbar sein? Hatte ich denn vergessen wo ich her kam? Hatte ich den vergessen wie schwierig ich es hatte in meiner Kindheit und Jugend? Ich wurde als Kind in der Familie hin und her geschoben, keiner wollte mich wirklich haben. Meine Mutter war depressiv gewesen, sie schlug mich wegen jeder Kleinigkeit, aber das schlimmste war der Terror wenn ich bei ihr war, da ich nie wusste wann sie mich anschreien, kritisieren oder schlagen würde. Nicht gerade die besten Voraussetzungen um Selbstbewusstsein aufzubauen.
Als ich 16 war hatte sie sich umgebracht und, so schlimm das auch klingt, das war für mich der Schritt in die Freiheit. Ich hatte vieles probiert in meiner Jugend und dabei auch viele Fehler gemacht. Ich hatte mein Studium nie fertig gemacht aber hart gearbeitet. Das alles in meinem Geburtsland Rumänien. Ich war beruflich erfolgreich und so konnte ich durch meine Jobs viel reisen. Unter anderen habe ich viel Zeit in Deutschland verbracht und ich wusste, dass das meine Heimat ist. Vielleicht auch weil ich teilweise deutschsprachig aufgewachsen war.
Mit 32 kriegte ich meine Zwillinge, allerdings war ich alleinerziehend. Ich zog beruflich nach Deutschland um, samt meiner (damals knapp 1-jährigen) Zwillingen. Ich war Projektleiterin bei einem riesigen IT-Konzern, als ich meinen Mann kennengelernt hatte. Er hat hatte mich akzeptiert trotz der Tatsache, dass ich 2 Kinder hatte und meiner zahlreichen Unzulänglichkeiten. Ich müsste doch so dankbar sein. Ich weiß dieser Mann würde mich nie belügen oder betrügen, er würde mich immer unterstützen, egal was komme. Dabei bin ich eine Versagerin in allem. Ich arbeite zu viel und auch da mach ich Fehler. Ich bin keine gute Mutter, ich lasse meine Kinder zu lange mit dem Kindermädchen. Ich habe nicht die Geduld die Kinder brauchen, ich bin genau wie meine Mutter. Ich bin eine miserable Ehefrau, mein Mann fühlt sich nicht verstanden, ich schlafe nicht mit ihm so oft er möchte und kochen tue ich auch nicht jeden Tag. Unser Kindermädchen hilft zwar auch mit dem Haushalt, aber es gibt Dinge da weiß sie nicht wohin damit, also sieht unser Haus ständig unaufgeräumt aus. Ich bin eine Versagerin, ich habe auch keine Freunde mehr. Am besten fühle ich mich wenn ich auf Dienstreise bin, wenn all das weit weg von mit ist. Meine Kollegen und Chefs wissen noch nicht was für eine Versagerin ich bin, aber irgendwann werde ich auffliegen. Irgendwann werden meine Chefs merken, dass ich nicht so kompetent bin wie sie dachten. Dann werden sie mich feuern. Gott, bin ich ein böser Mensch. Und eigentlich glaube ich nicht einmal an den und wenn es ihn doch gibt, werde ich in der Hölle schmoren. Zu Recht, meine Kinder haben was besseres verdient als mich.
Das waren so meine Gedanken als ich in diesem kleinen Paradies lag und mich seelisch auf eheliche Intimitäten vorbereitete, obwohl mir gar nicht danach war.
Dieser Zustand nennt sich Depression. Es hat ein paar Jahre gedauert um es mir einzugestehen, dass ich darunter leide. Und noch ein paar um mich zu entscheiden diesen Zustand zu ändern. Siehst Du, wenn man Depression hat, kann man sich nicht wirklich vorstellen, dass es mal bessere Tage gibt, weil man es nicht fühlen kann. Man hat den Eindruck es wird nie wieder gut. Man erinnert sich irgendwie, dass es mal anders war, aber man fühlt es nicht.
Was war denn da passiert? Was ist schiefgelaufen? Wie kommst es, dass ich am unglücklichsten war, als ich alles hatte?
Nun, wenn ich damals gewusst hätte was ich heute weiß, wäre es vorhersehbar gewesen. Mittlerweile wissen wir, dass Depression nicht genetisch vererbbar ist. Nein, folgendes war passiert:
Wie bereits erwähnt, war ich alleinerziehend als die Kinder kamen. Was es beutet 2 Babies auf einmal zu versorgen, weiß nur jemand der das getan hat. Kurz gesagt, man kriegt nicht mehr als 3 Stunden Schlaf. Um über die Runden zu kommen, habe ich noch gelegentlich freiberuflich als Microsoft-Trainerin gearbeitet. Als die Kinder 10 Monate alt waren, habe ich das Projekt angenommen, bin 3 mal mit den Kindern umgezogen, bis wir endlich in unserer Wohnung waren. Ich wollte mich bei meiner neunen Arbeit beweisen, also habe ich viel gearbeitet. Zusätzlich, da mein Projekt in Deutschland befristet war, habe ich angefangen mir ein zweites Standbein aufzubauen, freiberuflich. Ich schlief nie mehr als 4 Stunden die Nacht, über viele Jahre. Als ich es endlich hätte machen können, da Kinder durch schliefen, konnte ich es nicht mehr. Ich hatte es verlernt, eine Schlafstörung hatte sich eingeschlichen, mein Immunsystem war im Eimer, ich war ständig krank. Ich war auch ausgebrannt, aber Burn-Out war damals für mich noch kein Begriff, also ignorierte ich all die Symptome. Ich hab mich verliebt und das trieb mich noch ne Zeit lang voran.
Doch mein Mann konnte meine Müdigkeit und meinen ständigen Drang nach Neuem nicht nachvollziehen, denn ich selbst verstand es nicht.
Bis mein Körper nein sagte und der Verdacht auf Krebs stand im Raum. Zum Glück war es kein Krebs, aber das war der Moment in dem ich in die Depression sank. Irgendwie, auf einer komischen Art und Weise, war der Gedanke an Krebs beruhigender, als das ich einfach jetzt mit meinen Leben weitermachen konnte. Irgendwas in mir war intelligenter als ich und forderte mich auf die Handbremse zu ziehen. Mein Mann konnte es nicht nachvollziehen. "Ich kann Deine lange Fresse nicht mehr sehen" hieß es irgendwann. Wir stritten uns oft, er wollte es verstehen, konnte es aber nicht weil ich es ihm nicht erklären konnte. Ich konnte es ihm nicht erklären, weil die Art und Weise wie er mit mir sprach, mich an meine Mutter erinnerte. Jedes mal wenn er versuchte mit mir zu reden wurde ich zu diesem kleinen traumatisierten Kind, was sich zu verteidigen versucht, aber die Worte nicht findet. Wie kann denn ein kleines Kind hoffen sich gegen die Argumente eines Erwachsenen verteidigen zu können?
Unsere Streitereien wurden immer lauter und wir schrien auch die Kinder an. Die litten unter meiner Depression auch sehr, denn ich konnte ihnen einfach nicht die Präsenz die Kinder brauchen geben. Alles schien zu zerfallen.
Eines Abends als ich von der Arbeit heim kam, hatte ich den Gedanken bei der nächsten Kurve einfach Gas zu geben und grade aus zu fahren. Dieser Gedanke war sehr erschreckend. Denn ich wusste was meine Mutter hinterließ als sie diesen Weg genommen hatte, also konnte ich das meinen Kindern nicht antun. Aber damit schloss sich auch diese Tür: ich kann nicht leben und ich kann nicht sterben.
Es ist unmöglich zu beschreiben wir schwer es war jeden morgen aus dem Bett zu kriechen und einigermaßen zu funktionieren und wenigstens das notwendigste zu erledigen. Ich dachte immer "wenn ich doch nur ein bisschen mehr Willenskraft hätte...". Heute weiß ich, dass es pure Willenskraft war es jeden Tag neu anzupacken. Ich rauchte, ich trank und aß viel zu viel. Ich hätte es nie zugegeben, aber ich war Alkoholikerin.
Irgendwann, auch von meinem Mann ermutigt, suchte ich einen Therapeuten auf. Nach 2 Sitzungen wollte er mich für 3 Wochen in eine Klinik einweisen. Ich fand die Idee gut: 3 Wochen weit von allem, würden mir vielleicht die Zeit geben mich wieder zu finden und zu erholen und den Ärzten die Möglichkeit die passende Behandlung zu suchen. Mit etwas Erleichterung und Hoffnung kam ich Heim und erzählte es meinem Mann. Das Einzige was von ihm kam war "Und wer passt in dieser Zeit auf die Kinder auf?" Wie verloren nie wieder ein Wort drüber, aber meine Welt brach zusammen. Denn es wurde mir klar, dass ich, obwohl ich verheiratet war, eigentlich alleine war.
Es ist nicht meine Absicht hier über meinen Mann her zuziehen, er ist ein großartiger Mann. Aber in den Momenten, waren wir einfach 2 verletzte Kinder die nicht die Reife hatten mit der Realität umzugehen.
Langsam schlich sich der Gedanke ein, dass es mir alleine besser ginge, denn dann wären wenigsten die so schwierigen und stressigen Gespräche vorbei. Ein letzter Zwischenfall und ich zog aus. Wir liebten uns aber noch, denn wir erkannten irgendwie, dass wir mehr sind als unser Verhalten unter diesen Umständen und wir wollten versuchen die Beziehung zu reparieren. Anderthalb Jahre später erkannten wir, dass es Zeitverschwendung war. Auch erkannte ich, dass ich alles was an mir zerrt abschalten muss, sonst komme ich nie weiter. Ich habe mich krankschreiben lassen, habe angefangen zu meditieren, über Depression und Sucht zu lernen, meine Ernährung umgestellt und so weiter. Ich habe verstanden, dass ich die Kindheitstraumata auflösen muss, wenn ich weiterkommen will und so ging ich in Therapie. Ich habe angefangen zu schlafen - nach 8 Jahren Insomnie und ein halbes Jahr später war die Depression vorbei. Die eigentliche Heilungsarbeit fing dann erst an, aber ich war zumindest einigermaßen zurück. Ich konnte wieder schönes sehen und fühlen. Ich hatte wieder Hoffnung, zum ersten mal in vielen Jahren. Aber all dieses Glück kam auch mit viel Schmerz. Denn ich musste feststellen, dass ich meinen Mann immer noch liebte, obwohl schon so viel Zeit vergangen war und er in einer anderen Beziehung war. Der Schmerz 5 Jahre aus der Kindheit meiner Kinder verpasst zu haben. Die Scham versagt zu haben, in meiner Ehe, des Gefühl alles kaputt gemacht zu haben. Und nicht letztens Trauer nach der verlorenen Zeit und nach meinem Mann. Es war als würde ich aus einem Traum aufwachen um festzustellen, dass alles um mich herum zerfallen ist, kaputt ist.
Es brauchte viel interne Arbeit um das alles zu überwinden. Ich entdeckte RTT (und Ayahuasca; die Kombination hat mir persönlich am meisten geholfen. Aber darüber in meinem Blog.). Ich hatte für mich entschieden, dass die Kariere die ich hatte, für mich keinen Sinn mehr macht. Ich wollte was sinnvolles arbeiten, eine Arbeit die sowohl Spaß macht und mir das Gefühl gibt was gutes getan zu haben. Also habe ich den RTT-Kurs belegt und nun bin ich Rapid Transformational Therapist und Hypnotherapist. Ich durfte bereits vielen Menschen helfen und es ist ein unglaubliches Gefühl!
Tatsache ist, ich habe es geschafft in mir folgendes zu heilen:
- Depression
- Insomnie
- Sucht - inklusive "Freßsucht", ich habe 20 kg angenommen
- Kindheitstraumata
- Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl
Und ich habe meinen eigenen Pfad gefunden, Sinn in meinem Leben gefunden, weiß was ich will, wer ich bin und wohin ich gehe.
Du kannst das alles auch, ich kann Dir dabei helfen!